Serie: Infiltration (überzeugt mich nicht)

Vorausschicken möchte ich, dass von Anfang an skeptisch war, als Streaming-Dienste wie Netflix bekannt wurden und der Begriff Serie in meinen Augen neu definiert wurde: Früher war eine Serie, wenn dieselben Protagonist*innen jede Woche ein neues Abenteuer erlebten oder ein neues Problem lösen konnten – eine Staffel konnte locker 20 oder mehr, sehr unterschiedliche Episoden haben. Doch plötzlich war das Früher und ein neues Heute wurde geschaffen. Heute erzählt man eine einzige Geschichte in 10 Episoden und nennt dies eine Serie – vermutlich deshalb, weil nach einer Geschichte mit 10 Teilen eine weitere Geschichte in ebenfalls 10 Teilen erzählt werden konnte, wenn sie nicht abgesetzt wurde. 

Infiltration ist so einer moderne Serie in der in 10 Episoden eine Geschichte erzählt werden soll. Es ist Sci-Fi, es geht um Aliens auf der Erde und wie die Menschen damit umgehen bzw. dagegen angehen. Im Grunde genau mein Beuteschema. Ich mag Sci-Fi, ich mag Geschichten die evtl. mal intelligenter erzählt werden, einen neuen Twist bringen etc. Nach dem Trailer dachte ich, dass diese Serie für mich etwas sein könnte.

Fehlanzeige. Obwohl der Ansatz genau das ist, was mich reizen könnte. Dieselbe Rahmenhandlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Überall auf der Welt passieren Dinge und es werden so lauter Einzelgeschichten aufgebaut die, so vermute ich, irgendwann zusammenlaufen könnten – oder auch nicht, ich könnte mir viele Wege vorstellen das zu erzählen. Nur werde ich das vermutlich nicht mehr erfahren. Warum nicht? Weil ich schon nach 3 Episoden abgebrochen habe.

Diese Serie ist mir persönlich zu langsam erzählt. Ich habe den Eindruck, dass selbst banale Dinge immer noch weiter gezogen und dann nochmal mit dem Nudelholz ausgerollt wurden, damit man auch ja 10 Folgen vollbekommen könnte. Versteht mich nicht falsch: Ich mag durchaus auch langsame Geschichten – wenn das Tempo herausgenommen wird um eine Stimmung zu unterstützen oder Raum für eigene Gedanken zu geben. Aber hier bei Infiltration ist zumindest für mich beides nicht gegeben…

Wer jetzt weiterliest – Es geht um Inhalte der ersten 3 Episoden … 

S P O I L E R 

Ich kann mich nur auf die ersten 3 Teile beziehen die ich gesehen habe

Da gibt es den letzten Tag vor der Pension eines Sheriffs. Fand ich gut erzählt, hat mir Spaß auf mehr gemacht. Zack, tot. Wird nochmal Bezug genommen oder sein Strang weiter erzählt? Fehlanzeige. 

Dann geht es um eine Familie. Sie glaubt, dass er fremd geht. Das tut er auch. Und das wird erzählt. Und nochmal erzählt. und dann nochmal und nochmal. Jeder einzelne Verdacht immer nochmal… mit viel Zeit. Nur um ihr dann zu folgen wie sie ihm folgt… lange… langsam… immer weiter… Es ist schon fast eine Erleichterung, als plötzlich das Haus bebt und wir sehen, dass der gesamte Straßenzug ramponiert wurde. Bis auf Ihr Haus! 

Im Grunde toll. Etwas Mystik… Nur der eine Junge bekommt kein Nasenbluten und er hört Stimmen (erinnert etwas an Torchwood, aber das nur am Rande), nur das Haus in dem der Junge wohnt bleibt verschont … Hm. Na gut, dann aber Stress mit den Nachbarn weil man die Familie wegen ihre Ethnie wohl dann doch für die Terroristen halten möchte, die das alles vermeintlich verursacht haben sollen… Och je, wirklich? 

Die Geschichte in Japan mit der Astronautin und der Partnerin im Kontrollzentrum – so toll im Grunde, hier war mal so etwas wie Spannung und Tempo zu erleben. Leider aber nur mit Untertiteln weil sie ja japanisch sprechen… puh… kann man machen, fänd ich aber gut wenn man dann in eine Synchro übergehen würde damit ich der Geschichte folgen kann anstatt Text zu lesen. Und dann? Schnell die Handbremse ziehen und lange und länger zeigen wie verzweifelt sie ist. Kann man machen, habe ich aber auch nach den ersten 2 Minuten verstanden

Oder die neue Geschichte aus England die plötzlich aufgemacht wird mit den Schulklassen. Ich habe auch nach kurzer Zeit verstanden: Da ist ein Schüler mit Krankheit, da ist seine heimliche Liebe und dort der Schulbulli. Aber das wird dann nochmal und nochmal und nochmal erzählt… Und auch dann, wenn im Grunde dramatisches geschieht und ich glaubte, dass nun die Geschichte weitererzählt würde… nö… Da guck, nochmal gefühlte 10 Minuten - DAS DA ist der Bulli, verstehst Du?! 

Bei der Dritten Episode ertappte ich mich dabei, dass ich über lange Strecken den Vorspurknopf drückte… immer noch mal 10 Sekunden vor … vor … vor … vor … kurz schauen, passiert was relevantes? Oh Scheiben fliegen… was nun? Flucht … OK, verstanden… skip, skip, skip … 

Nein, so viel Zeit möchte ich mich nicht nehmen. Wenn die Geschichte nach knapp 3 Stunden(!) noch nicht wirklich in die Gänge kommt und alles zäh und gestreckt wird, dann mag das Thema und die Idee zwar gut gedacht sein, die Umsetzung ist es für mich aber nicht. BTW wurde mir erzählt, dass man dann in der 10 Episoden auch mal Aliens zu sehen bekommt aber offensichtlich geht es dann nach knapp 10 Stunden überhaupt erst mal los? Also noch eine Staffel schauen? 

Ganz ehrlich: Manche Dinge sollte man besser als Film erzählen. Ich behaupte mal: Wenn die 7 weiteren Teile laufen wie die ersten 3, dann könnte die erste Staffel auch ein 2-Stunden Film sein ohne zu viel Hektik zu machen… so fühlt es sich jedenfalls für mich an.