Weil ich nicht umschaltete stolperte ich über diesen Film – Operation Mars (Approaching the Unknown). Ein Road Movie mit etwas Sci-Fi Ansatz der vermutlich irgendwie realistisch anmuten soll.
Ich fand den Ansatz durchaus interessant und gut. Die Umsetzung allerdings überhaupt nicht.
Es geht darum, dass ein Mensch (eigentlich ein zweiter) zum Mars reisen soll und möchte – Ohne Rückkehr. Klassisches Thema um die Frage, ob und wie wir als Menschheit einen anderen Himmelskörper erforschen und ggf. bewohnen könnten.
Dabei geht es im Film eben auch unterschwellig darum, dass für so eine Reise ein bestimmter Typ Mensch gewählt werden muss, der gut mit der Einsamkeit klar kommt. So weit so schön… aber das war's dann auch schon…
Der Protagonist wird als recht ruhiger Typ dargestellt. Er er scheint gerne in der Einsamkeit zu sein und trotzdem gut zu funktionieren. Er ist allein in die Wüste gegangen, ohne Wasser, um sich selbst zu zwingen einen Reaktor fertig zu stellen, der aus Erde wieder Wasser machen kann. Im Verlauf des Films stellt sich heraus, dass er dabei fast gestorben wäre, es aber doch geschafft hat… Ein Biologe mit grünem Daumen der eher in sich ruht.
Der Film ist eher ein Kammerspiel, wir sehen im Grunde nur ihn in seinem Raumschiff, was er so tut, denkt, notiert und wie er von der Erde kontaktiert wird und Interviews gibt etc. Wir sehen auch, dass eine Frau bereits vorausgeschickt wurde und wir erleben, dass er ein technisches Problem am Schiff der Frau über Funk schnell mit ihr löst. Er ist also nicht nur Biologe sondern eben auch Techniker.
Was störte mich an dem Film?
Er ist einfach unlogisch und in sich inkonsistent.
Lichtgeschwindigkeit
Es wird erzählt, dass er mit 10.000 km/h unterwegs ist und es werden die Tage eingeblendet wie lange er schon unterwegs ist. Auch nach über 60 Tagen Reise steht er aber noch im Echtzeit-Funkkontakt mit der Erde. Auch nach über 80 Tagen noch. Nun darf jeder gerne mal ausrechnen, wie viele Kilometer man nach der Zeit zurück gelegt hat und wie viele Kilometer das Licht und somit der Funk maximal in einer Sekunde schaffen. Nach 66 Tagen Flugzeit dürfte das Funksignal so ca. 1 Minute pro Richtig benötigen… Im Direkten Dialog stehen dürfte also schwerlich möglich sein. Selbes gilt für die Konferenz-Schaltung mit der Frau, die schon lange Zeit vorher los geflogen war.
Techniker
Wie kann es sein, dass DER Techniker und Erfinder dieses Wasser-Reaktors sein eigenes Werk auf dem Flug zum Mars kaputt macht? Ein Kurzschluss, selbst verursacht. Wie kann so eine Maschine, die auf so eine Mission geschickt wird, überhaupt so anfällig sein? Und warum macht der eigene Erfinder das so kaputt und kann es dann nicht reparieren? Warum gibt es keine Ersatzteile an Bord – Das Ding hätte ja auch bei der Landung auf dem Mars einen Defekt bekommen können etc. Wie bekloppt muss man eigentlich sein?
Ruhig oder nicht?
Der Biologe wird als in sich ruhender Mensch beschrieben der gut mit der Einsamkeit klar kommt, so sogar sucht. Aber als er Houston kontaktieren möchte und das nicht sofort klappt, bekommt er quasi sofort Panik, rennt durchs Schiff, anderer Bildschirm und wird erst wieder ruhig als der Kontakt besteht. Was denn nun? Der Charakter wurde hier meiner Meinung nach nicht konsequent gezeichnet. Wie wäre es denn, wenn der Kontakte mal für 10-20 Tage unterbrochen gewesen wäre und er das geloggt hätte oder sich Gedanken gemacht hätte oder irgendwas… aber Jemand der freiwillig ohne Rückkehr für 270 Tage in eine Blechbüchse steigt die durchs Weite nichts fliegt bekommt Instant-Panik wenn der Funk nicht geht? Sorry. Nehme ich Euch nicht ab.
Der Flug an sich
Ich nehme denen auch nicht ab, dass man eine einzelne Person auf so einen Flug schicken würde. Allein. Was ist, wenn er sich verletzt, krank wird, etwas lösen muss, wofür man ein weiteres Paar Hände benötigt oder an zwei entgegengesetzten Enden der Kapsel etwas machen muss? Unglaubwürdig.
Ich glaube auch nicht, dass ein Raumschiff / eine Raumkapsel so geräumig sein wird beim ersten benannten Flug zum Mars. Die Idee mit der Schwerkraft-Simulation durch Rotation ist schon OK, aber eine Kapsel mit gefühlter Deckenhöhe wie in einer viktorianischen Villa? Nehme ich Euch nicht ab.
Auf dem Bildschirm machen sich die farbenfrohen Weltraumansichten mit diversen Nebeln und ähnlichem sehr gut – In der Realität ist da aber deutlich weniger los. Das dürfte weitestgehend schwarz sein und eben ein paar helle Punkte. Was sollte das sein? 2001-Schlussakt-Revival?
Ein magnetischer Sturm auf seinem Weg… dargestellt wie eine bunte Gewitterwolke… die ihn Schwerelos werden lässt beim Durchflug, weil das Raumschiff… ja was eigentlich? Ach Leute… ne. Entscheidet Euch doch mal, ob ihr möglichst realistisch oder eher Fantasy sein wollt?
Immerhin haben sie den Biologen am Ende auch mal mit Bart gezeigt, da hat er sich mal nicht mehr rasiert obwohl es noch hieß, dass er seine Routine beibehalten würde – was denn nun? Zur Landung war er dann wieder rasiert. Spannend auch, dass er offensichtlich ca. die Hälfte (oder mehr) der Strecke kaum noch Wasser hatte und somit vermutlich auch wenig zu Essen aber überhaupt nicht abgenommen hat oder sonst irgendwie übermäßig angeschlagen wirkte.
Die Landung
Die Landung würde man vermutlich bei so einem Flug nicht manuell einleiten, um nach so einem Flug eine Punktlandung hinzulegen dürfte einiges vorprogrammiert sein. Es hieß außerdem, dass schon einiges an Material und Verpflegung vorgeschickt wurde mit unbemannten Raketen, bei seiner Landung sah man aber nichts davon, warum nicht? Man hätte doch wenigstens in der Entfernung große Kisten oder irgendwo Reste von Fallschirmen oder ähnlichen zeigen können.
Zum Ende
Am Ende war es halt ein Road Movie. Er ist alleine auf den Mars gegangen und schaut in die Ferne. Blende. Ende. Das war natürlich vorhersehbar und es ging auch mehr um die Reise als um die Ankunft. Wenn die Reise aber schon so voller Logik-Löcher steckt, macht so eine Ende auch nichts mehr wett.
Ich mag eigentlich solche ruhigeren Filme wo man auch mal selbst nachdenken kann. Der hier hat mich aber nur wenig packen können weil ich ständig durch die Handlungen des Protagonisten bzw. die technischen Details aus der Welt rausgerissen wurde. Schade.