Film: On the Rocks

Bezaubernd. Wie dieser Film es schafft, kurz zu bleiben und trotzdem beindruckend langsam zu erzählen. Wie ohne (sichtbare?) Spezialeffekte und ohne Effekthascherei eine sehr liebenswerte Geschichte erzählt wird. Wie am Ende die Überlegung zurückbleibt, welche bzw. wessen Geschichte hier eigentlich erzählt wurde.

Diesen Film von 2020 mit Bill Murray und Rashida Jones in den Hauptrollen, habe ich mir nun endlich in Ruhe angesehen und ich muss sagen, dass ich den Abend genossen habe. Es geht um Ehe, Familie, Job. Es geht um Vater und Tochter, um die Treue oder das fehlen eben dieser. Es geht aber auch um Alter, Verlust, um Reife oder das fehlen bzw. nicht akzeptieren von all dem. Um Nähe, ums loslassen und um Verständnis, Kommunikation. Es gibt kein aufgeblasenes Drama sondern eine bezaubernde Geschichte – bzw. im Grunde mehrere bezaubernde Geschichten wenn man genauer darüber nachdenkt – und ein Finale ohne langen Pathos. 

Die Langsamkeit hilft der Stimmung. Man nimmt sich Zeit für den extra Blick, für ein paar Sekunden mehr die mich die Minuten oder Stunden spüren lassen. Die Stadt, hier New York, wird dabei einmal so gar nicht hektisch und groß gezeichnet sondern, so meine Wahrnehmung als Außenstehender, wie eine große Nachbarschaft – sie ist in diesem Film einmal nicht relevant oder Neben- oder gar Hauptdarstellerin. 

Die Fotografie fand ich beeindruckend. Vordergründig oft so einfach, so beliebig oder zufällig aber eben doch so inszeniert, so überlegt, so überraschend. So hilft ein Tele, die Straßen und die Gebäude an ihr entlang zu einer großen, fast einheitlichen Kulisse zu vereinen. Dinge werden einfach mal nicht vollständig gezeigt sondern abgeschnitten und lassen Raum für Interpretation. Manches wird überhaupt nicht oder nur sehr abstrakt gezeigt und könnte im Grunde auch im Studio oder im Flur gedreht worden sein.

Ich hörte damals Vergleiche zu Lost in Translation, ebenfalls mit Bill Murray, ein Film den ich wirklich sehr gelungen finde, der aber sicher nicht für jede und jeden ist. Ich verstehe, warum man auf diesen Vergleich kommen kann – Die Langsamkeit, die Melancholie – aber für mich sind diese Filme nicht vergleichbar. Die Geschichten sind völlig anders, die Charaktere ganz anders motiviert. On the Rocks gab mir einen schönen Filmabend, ich würde ihn aber doch hinter Lost in Translation einsortieren… zumindest nach dem ersten Schauen … Auf der anderen Seite hat On the Rocks gefühlt mehr Geschichte(n) zu bieten, weshalb also vergleichen? Wem das eine gefallen hat, kann das andere mal ausprobieren.